For Amusement Only!
Wir lieben Flipper, Flipper… Moment, hier geht es gar nicht um den klugen Delfin! Eher um eine Rückschau eines Besuchs im Flipper- und Arcadegame Museum, der Spielhölle puren Vergnügens...
Text: Sabine Lydia-Schmidt
Foto: Jessica Schäfer
Das Flipper- und Arcadegame Museum in Seligenstadt am Main ist das Vereinsheim von passionierten Sammlern und Game-Nerds. In dem ehemaligen Möbelhaus sammelt, restauriert und repariert der Verein die vornehmlich alten Spiel- und Unterhaltungsautomaten.
Jeden ersten Samstag im Monat öffnet das Museum seine Pforten und für eine kleine Eintrittspauschale darf auf allen Automaten gezockt werden – bis die Finger glühen. Sie sind von ihren Besitzern auf „Free Play“ geschaltet.
Mehr als 200 Geräte sind dort ausgestellt, etwa die Hälfte Flipper, zu gleichen Teilen moderne WPC Flipper (für Unwissende: Williams Pinball Controller, eine Gerätegeneration mit Arcade Boards), elektronische und schöne alte elektromechanische Flipper. Die Geräte gehören im Normalfall einem Mitglied des Vereins oder sind Leihgaben von befreundeten Vereinen bzw. Einzelsammlern. Die meisten Ausstellungsstücke dürfen nicht nur berührt, sondern sollen ausdrücklich bespielt werden. „Die Leute kommen ins Museum und sagen, genau so war es damals, als wir uns in der Kneipe oder im Kino getroffen haben, um eine Mark in den Flipper zu werfen“, sagt Reiner, Vorstandsvorsitzender und Experte in der „Automatenszene“.
Das Museum hat eine Infrastruktur von der so manche museale Institution träumt. Im Eingangsbereich befindet sich eine Bar, ausgestattet mit lokalen Backwaren, hausgemachtem Kartoffel- und Schichtsalat und einem bemerkenswertem Biersortiment der lokal ansässigen Familienbrauerei Glaabsbräu – das Zielwasser für die Flipperliga. Das Geheimrezept für die Currywurst, wegen der nicht nur Flipperfans von weit her anreisen, bleibt natürlich streng geheim.
First floor: Arcade Games. Die Zeitreise beginnt mit der entgegenschlagenden Geräuschkulisse, die prompt alle Kindheitserinnerungen triggert: „Beep“, „Swoooshhhh“, „Bing Bing Bing“ und natürlich der katastrophale „Game Over“-Sound.
Am Eingang reihen sich sogleich acht Fahrersitze für die Rennsimulation „Daytona USA“. Rund fünfzig der populärsten Arcade-Klassiker gehören zur Sammlung: Die Mutter aller Videospiele, Ataris „Pong“ noch aus den 70ern, Asteroids, Pac-Man, Donkey Kong, Space Invaders, Dig Dug, Tron, Gauntlet, Arkanoid, Galaga, Outrun, Hang On, Metal Slug und Puzzle Bobble. Im „Ü-18“-Bereich wird um sich geballert: Gun Fights und die schwindelerregenden Virtual Reality-Apparate der 90er Jahre sind hier zu finden.
Im Untergeschoss stehen dann etwa 70 Flipper, die rein elektromechanisch funktionieren. Geräte also aus den 50er und 60er Jahren bis hin zu „moderneren“ Varianten mit Mini-Computer und LEDs. Falls einmal ein Flipper ausfällt oder verstopft, wird er in die hauseigenen Werkstätten getragen. In den Katakomben stapeln sich Tonnen an Ersatzteilen, Modulen, Röhrenbildschirmen, Kabeln und Lautsprechern.
In der Kategorie Flipper sind ebenso alle Klassiker vertreten: Star Trek, Star Wars, Terminator, Arabian Nights, Dr. Who, Elvira, Indiana Jones und wiederum natürlich Pac Man. Das Spielprinzip ist so einfach wie genial: Eine polierte Stahlkugel mit Hilfe von zwei beweglichen Flipperhebeln auf einer leicht ansteigenden Spielfläche gegen sogenannte Bumper und andere Hindernisse krachen lassen und dabei möglichst viele Punkte sammeln. Und verzweifeln. Und fluchen. Und siegen! Geld gab es allerdings nie zu gewinnen, daher auch die legendäre Aufschrift – das Credo – an allen Automaten in Kneipen oder Bars: „For Amusement Only“. – Feels like old fashioned Fun!