Ok, die Fashion Week ist in Frankfurt angekommen. Was auf den ersten (Laien)Blick nicht ganz zusammen passt – Business-, Messe- und Handelsstadt – Frankfurt hat eine Vielzahl an Attributen, nur nicht dieses. Aber nach näherem Hinschauen wird deutlich: Fashion hat in Frankfurt interessante Produkte und Persönlichkeiten hervorgebracht. Der Glamour mag gedämpfter, die Extravaganz zurückhaltender sein. Aber die Qualität spielt ganz vorne mit. Denn Mode ist in Frankfurt wiederum dort eingebettet, was die Stadt am besten kann: im Handel und bei echten Makern. Ein Streifzug wie ein Laufsteg durch die Frankfurter Fashion-Szene.

Hannah Peper – Sonho Stories

Einen Sonho (portugiesisch ‘Traum’) haben sich die beiden Freundinnen Hannah und Romana mit ihrem Mode-Label selbst erfüllt. Und mit ihnen dürfen auch wir ein bisschen von einer besseren Welt träumen. Denn die Produkte von Sonho Stories sind hundert Prozent nachhaltig und naturbasiert – und nicht nur ein bisschen grün gewaschen. Dies kombiniert mit einem stilvollen, anspruchsvollen Design hat viele Menschen überzeugt: die Gründerinnen erreichten das sensationelle Crowdfunding-Ziel von 18.000 Euro und können so diesen Herbst ihre erste Kollektion auf den Markt bringen. Im Interview auf dem Frankfurter Lohrberg erzählt uns Hannah, was das Eco-Label von anderen unterscheidet, was neben dem Ressourcenverbrauch das größte Umweltproblem der Mode ist und wie es der 28-jährigen Neufrankfurterin in der (jetzt dürfen wir es ja sagen) Fashion-Stadt gefällt.

Website: www.sonhostories.com
Instagram: @sonhostories

Sascha Priesters – themoldernway

Seine Fotografie ist urban, noir, körnig und portraitiert Models in coolen Outfits und natürlich in lässigen Sneakers auf Hochhäusern, Basketballplätzen und U-Bahnschächten – ein Pflaster, wie geschaffen für Frankfurt. Die Analogtextur seiner Fotografie basiert meist nicht auf Rauscheffekten sondern auf echtem Kodak. Begonnen hat der Frankfurter Fotograf ganz unten, bei den Füßen, und lichtete seine Sneakers mit einer cheapen Canon aus Ebay für Ordnungszwecken ab. Heute schießt Sascha Priesters unter seinem Künstlernamen themoldernway (Kofferwort aus ‘old’ und ‘modern’) die Posters, die er sich früher ins Zimmer wohl hätte hängen wollen: Haftbefehl, Mario Neuer oder Kool Savas. Ein Gespräch über die richtigen Spots in Frankfurt, Sneaker-Culture und Fotografie.

Website: www.themoldernway.com
Instagram: @themoldernway

Terry Dean Pepper – Pepper Consulting

Am gusseisernen Kandelaber auf dem Opernplatz gab es diesen kurzen Gene-Kelly-Moment. Gut gelaunt deutet er eine Drehung an, bricht aber dann lachend ab. Terry Dean Pepper verbindet amerikanische Lässigkeit mit internationalem Geschäftssinn: Nach Amsterdam und Paris, wo er für Karl Lagerfeld das globale Business mit Markenlizenzen und Brand Collaborations verantwortete, hat er sich 2020 mit seiner Unternehmensberatung Pepper Consulting in der Mainmetropole selbständig gemacht. Typisch amerikanisch ist es ja, Dinge einfach mal groß zu denken. So auch seine Vision für Frankfurt, die er Feels like Hessen im Interview verraten hat.

Website: www.pepper.consulting/connect
LinkedIn: www.linkedin.com/terry-dean-pepper

Tyrown Vincent

Früher Model und Tänzer, heute internationaler Show-Producer. Wir treffen ihn zum Interview im Treppenaufgang zwischen Dom und Schirn, ein quasi-urbaner Laufsteg. "Habt ihr die Stühle da drüben gesehen?", begrüßt er uns und deutet auf den Sperrmüll. Wir bergen einen roten Stuhl aus den späten 70ern, makellos, worauf er zwischen Domgeläut und raschelnden Touristen von seinen Anfängen in der Modewelt erzählt, warum Fashion in Frankfurt immer seine ganze eigene Geschichte hat sowie eine eindrucksvolle Erkenntnis über sein heutiges Erfolgsgeheimnis.

Website: www.tyrown-vincent.tv
IG: @tyrown_vincent

Vatsala Murthy – Indian Goods Company

2006 bringt sie der Zufall nach Frankfurt. 2016 gründet sie die Indian Goods Co. 2020 zählt Vatsala Murthy zu einer neuen Generation von Modemacher:innen in der Rhein-Main-Region. Die Frankfurt Fashion Week macht das hoffentlich noch sichtbarer, findet sie – wir treffen sie während eines Shootings im Keramikatelier VB Ceramics.

Website: www.indiangoodscompany.com
IG: @indiangoodscompany

Olivia Dahlem – Coco Lores

Olivia Dahlem ist Inhaberin des Modelabels Cocolores Fahsion und stattet großgewachsene Frauen (sie selbst misst bestimmt mindestens 178) für das Frankfurter serious Business aus. Dabei pflegt Olivia Dahlem selbst einen gesunden unernsten Stil: allein der Name Coco Lores (Coco Chanel und Nonsens) unterstreicht eine Aura der Heiterkeit – denn sie selbst ist, wenn’s ums Lachen geht, hoch ansteckend.

Website: www.coco-lores.com
IG: @cocoloresfashion

Hakan Temür –  LSTNR

Trifft man Hakan Temür wird einem wieder bewusst, was ein cooler Dude ist. Zum Interview verabreden wir uns in seiner angemieteten gigantischen Ladenflächen LSTNR in wohl der besten Lage der Stadt in der Großen Eschenheimer Landstraße. Nebenan hat bereits sein Pop-Up-Store eröffnet, aber hier soll mal etwas Großes entstehen: LSTNR. Die vokallose Schreibweise von Listener ist das neue Versuchslabor, Akademie und Showroom für Fashion und Lifestyle. Einen Vorgeschmack wie Fashion, Kunst und Stadt konvergieren können, wird es bereits im September diesen Jahres geben: da wird der LSTNR Space die Frankfurt Art Experience – Frankfurts vielsprechendes Kunstwochenende – hosten.

Website: www.thelistener.de
IG: @listenerfrankfurt

Mahret Ifeoma Kupka – MAK

Auf ihren aktiven Twitter- und Instagram-Accounts besser unter @modekoerper bekannt – wir lernen Mahret Ifeoma Kupka im Garten des Frankfurter Museum für Angewandte Kunst kennen. In den hiesigen Räumlichkeiten kuratiert sie seit 2013 Ausstellungen über zeitgenössische Mode und Stilphänomene. Fashion, die hier ausgestellt wird, befindet sich nicht selten an der Grenze zu dem, wo das Tragen eines Kleidungsstück aufhört und zur Performance wird – und wie es eindrucksvoll in der aktuellen Ausstellung "Life doesn’t frighten me. Michelle Elie wears Comme des Garçons” zeigt. Es sind gerade jene Urteile “aber das kann man doch nicht anziehen”, die etwas über unser Modebewusstsein erzählen und darüber, wie solche Auseinandersetzungen und künstlerische Perspektiven ein interessantes Rahmenprogramm für die Frankfurt Fashion Week 2021 sein können.

Website: www.mahretkupka.de
IG: @modekoerper

Osama Hajjaj – Die Modebotschaft

Wir treffen Osama Hajjaj im gigantischen Häuser der Mode in Eschborn, dem quasi-irischen Äquivalent von Frankfurt. Hier ist der Händler aus der Heyne Fabrik in Offenbach übergesiedelt. Unweit der Frankfurter Börse werden hier auf rund 40.000 Quadratmeter Order für die Sommer und Herbstkollektionen rausgegeben. Gerade gehen die Bestellungen für Anfang 2021. Corona? “Ich habe zum ersten Mal einen ruhigen Sommer”, lacht Osama, der jetzt eigentlich zahllose Bestellung für die kalte Jahreszeit abschicken müsste. Die Ruhe nimmt er dennoch locker, der Umzug der Fashion Week nach Frankfurt stimmt ihn zuversichtlich.

Website: www.diemodebotschaft.com