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Ein Beat zwischen Klassik und Clubmusik

Florian Wäldele und Florian Dreßler – THE OHOHOHS – haben eine innovative Herangehensweise an Techno entwickelt. Anstelle von Sequencern und Drum-Maschinen spielen sie alle Elemente ihrer Musik live und analog. Auf der Bühne befinden sich ihre beiden Instrumente: der Konzertflügel und das Schlagzeug. Als erstes Duo, das Clubmusik auf diese Weise interpretiert, bieten THE OHOHOHS eine einzigartige Synthese aus klassischer und populärer Musik. Sie dekonstruieren traditionelle Barrieren zwischen diesen Genres und integrieren rhythmische Elemente in klassische Kompositionen, wodurch sie der klassischen Musik eine zeitgenössische Dynamik verleihen. In einem exklusiven Interview in der Kommune2010 Offenbach enthüllen sie ihre neuste Kreation, die “Corona Sinfonie”.

Text und Bilder: Lucas Muth

Wie kam es überhaupt zu der Idee, eine “Corona Sinfonie” zu schreiben?

Florian Wäldele: Sie ist tatsächlich in der Corona-Zeit entstanden. Es gab plötzlich viel Zeit zum Komponieren und die Idee, mit einem großen Orchester zu arbeiten, war schon lange da. Dank Förderungen konnten wir uns mehr auf kreative und künstlerische Projekte konzentrieren, die unter normalen Umständen möglicherweise keinen Platz gefunden hätten. Die Aufführung erfolgte mit einem kleineren Orchester und wurde zweimal vor vollem Haus aufgeführt.

Wie war die Reaktion des Publikums auf euer Konzert?

Florian Dreßler: Die Atmosphäre war sehr positiv. Viele haben uns gesagt, dass es ihnen geholfen hat, die Pandemie zu verarbeiten. Außerdem hatten alle Musiker:innen total Bock drauf und waren sehr motiviert. Es gab eine tolle Energie auf der Bühne.

Wie habt ihr mit den Musiker:innen zusammengearbeitet?

Florian Wäldele: Die Zusammenarbeit mit den Musiker:innen war großartig. Sie waren alle sehr professionell und hatten viel Erfahrung. Auch mit dem Schlagzeug und den elektronischen Anteilen kamen sie gut zurecht. Die Herausforderung, das Schlagzeug in der Kirche zum Klingen zu bringen, war zwar nicht unerheblich, doch Michael, unser Erster Violinist und Arrangeur, bewies sein Können und nutzte eine Plexiglaswand, um den Klang zu unterstützen.

Ihr bewegt euch auf der Grenze zwischen sogenannter “ernster Musik” und Unterhaltungsmusik. Wie geht ihr damit um?

Florian Wäldele: Musik sollte immer unterhalten, egal ob sie ernst oder leicht ist. Wir hatten auch schon Diskussionen darüber, aber letztendlich entscheidet jeder selbst, was ihm und ihr gefällt.

Wie setzt sich euer Publikum bei euren Konzerten zusammen? Hören die Leute eher Clubmusik oder eher Klassik?
Florian Dreßler: Unser Publikum besteht vor allem aus kulturell interessierten Menschen, die offen für Neues sind und nach neuen musikalischen Erfahrungen suchen. Es handelt sich nicht um die typischen Clubgänger.

Wie erlebt ihr die Grenzen zwischen Klassik und Clubmusik?
Florian Wäldele: Die Grenzen sind fließend. Klassik kann gut in Clubs funktionieren und experimentelle Clubmusik kann auch in klassischen Konzertsälen erfolgreich sein. Es besteht ein musikalischer Austausch in beide Richtungen.
Florian Dreßler: Unser Ziel ist es, die Musik der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und mit modernen Elementen zu verbinden. Wir spielen, was uns gefällt und Spaß macht, und verschmelzen verschiedene Zeiten und Kulturen.

Also habt ihr auch früher schon klassische Musik gehört?
Florian Dreßler: Ja, allerdings selten. Angefangen habe ich mit den Beatles und den Platten meiner Eltern.  Dann haben wir gemeinsam verschiedene Genres wie Rock, Punk, Hardcore, Hip Hop erkundet und später habe ich meine Liebe zur afro-kubanischen Musik entdeckt. Die klassische Musik kam später hinzu und hat sich dabei als eine Basis etabliert, die wir mit anderen Stilen verbinden können. Es geht darum, zu experimentieren und zu sehen, was funktioniert. Man kann traditionelle Genres ehren und gleichzeitig neue Wege gehen.

Florian Wäldele: Ich bin mit Klassischer Musik aufgewachsen und habe später durch Florian die Beatmusik entdeckt. Die Verbindung von Musik quer durch die Jahrhunderte hat uns inspiriert. Musik sollte keine Grenzen haben, sondern integrativ wirken. Es ist schön zu sehen, wie verschiedene Genres miteinander verbunden werden können.

Wie beeinflusst euch die Musikszene in Frankfurt?
Florian Dreßler: Die elektronische Musikszene in Frankfurt hat uns stark geprägt.
Florian Wäldele: Es gibt jedoch eine Trennung zwischen den Szenen, und es kann schwierig sein, sich in der klassischen Musikszene zu etablieren, wenn man keine klassische Musik macht.

Habt ihr bestimmte Ziele für eure musikalische Zukunft?

Florian Dreßler: Wir streben danach, unsere KONZERTANTE KLUBMUSIK sowie unsere musikalischen Identitäten fortzuentwickeln und neue Wege zu erforschen, vielleicht sogar durch Auftritte mit Orchestern in renommierten Konzertsälen. Außerdem möchten wir weiterhin verschiedene Genres miteinander verschmelzen und ein vielfältiges Repertoire präsentieren.

Florian Wäldele: Es wäre schön, in großen Konzerthallen wie dem Gewandhaus in Leipzig oder der Elbphilharmonie in Hamburg zu spielen und unsere Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.


Weitere Informationen zu THE OHOHOHS findet ihr auf der Homepage.
Hier könnt ihr die “Corona Sinfonie” hören.
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