Thonet Stuhl Nr. 14

Thonet Stuhl Nr. 14

Boppard am Rhein, 1819. Der Kunsttischler Michael Thonet gründet seine erste Werkstatt und beginnt, mit gebogenem Schichtholz zu experimentieren. 1859 kreiert er mit dem „Konsumstuhl Nr. 14“ ein Kultobjekt sowie das ikonische Mobiliar des Wiener Kaffeehauses – und feiert weltweiten Erfolg. Der Grund dafür: Ein neues Fertigungsverfahren revolutioniert die damalige Möbelherstellung und setzt neue Maßstäbe im Bereich Design, Produktion und Vertrieb.

Fotos: Thonet
Text: Clara Pallentien

Der Weg dahin war früh vorgezeichnet: Fürst Metternich erkennt die Begabung des Tischlers, holt ihn nach Österreich und beauftragt ihn ab 1842 mit der Ausstattung verschiedener Palais und Kaffeehäuser in Wien. Er sammelt wichtige Erfahrungen und Kontakte, kehrt Jahre später in die Heimat zurück und macht sich gemeinsam mit seinen vier Söhnen erneut selbstständig.

Mit der neuartigen Technologie des Biegens von massivem Buchenholz entwickelte er schließlich seinen Stuhl Nr. 14, der eine Revolution in der Möbelherstellung markierte. Das Novum: Die Produktion war erstmals in Einzelschritten und vollständig industriell möglich. Zudem war er als erster Stuhl überhaupt platzsparend in einzelne Teile zerlegt und somit kostengünstig zu versenden. Durch diese nie da gewesenen Vorteile wurde der Wiener Kaffeehausstuhl in kurzer Zeit zum erfolgreichen Massenprodukt, mit bis heute mehr als 50 Millionen verkauften Exemplaren. Weitere Entwürfe aus Bugholz folgten, knüpften an den Erfolg an und ermöglichten dem Familienunternehmen eine Expansion in die ganze Welt.

 
 

Ein neues Material, ein neuer Abschnitt in der Erfolgsgeschichte Thonet: Ab den 1930er-Jahren entwarfen namhafte zeitgenössische Architekten wie Mart Stam, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier Stahlrohrmöbel für das Unternehmen, welche die Designgeschichte revolutionierten und mit ihrer klaren, offenen und schlichten Form für eine neue Haltung in Alltagskultur und Architektur bekannt wurden, die später unter dem Ausdruck „Neue Sachlichkeit“ einen Namen fand, einem Vorreiter des Bauhaus. Aus dieser Zeit stammen Ikonen wie Marcel Breuers Freischwinger-Entwürfe, die noch immer zu den beliebtesten Produkten des Möbelfabrikanten zählen.

 
 


Seit 1889 ist der Unternehmenssitz im nordhessischen Frankenberg, das dort ansässige Werk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Michael Thonets Urenkel Georg wieder vollständig aufgebaut. Der Erfolg des Stuhl Nr. 14, mittlerweile umbenannt in 214, ist ungebrochen. 2021 wurde er mit dem “Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design” für zukunftsweisende Produkte ausgezeichnet.

 
Wir sind sehr stolz, einen Entwurf, der seit über 160 Jahren allen Maßstäben an Designqualität und Nachhaltigkeit entspricht, den Anfang unserer Unternehmensgeschichte nennen zu dürfen.
— Norbert Ruf, Creative Director und Geschäftsführer Thonet
 

Noch immer steht die Marke Thonet für die zeitlose Verbindung aus Form, Funktion und Ästhetik: Herausragendes Design, innovative Technologien und eine lange Unternehmenstradition schreiben die Geschichte einer der ältesten und erfolgreichsten familiengeführten Möbelfabrikanten überhaupt.


Website: www.thonet.de