Alte Villa, junge Ku
Der Salon Kennedy von Johanna Stemmler und Friedrich Gräfling ist alles als eine klassische Galerie. In den Räumen in einer wunderbar in die Jahre gekommenen Gründerzeitvilla auf der Frankfurter Kennedyallee wird Kunst ausgestellt, debattiert, diskutiert oder auch gemeinsam gegessen. Und: Die beiden arbeiten nicht nur in den Räumen, sondern leben auch dort. Die Künstler, mit denen Gräfling und Stemmler zusammenarbeiten, gehören zu den Shooting Stars des Kunstbetriebs: Michael Sailstorfer, Yves Scherer, Robert Brambora oder Benedikte Bjerre haben schon im Salon Kennedy ausgestellt.
Text: Alexander Jürgs
Foto: Salon Kennedy
Q: Wie seit ihr darauf gekommen, im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen den Salon Kennedy zu eröffnen?
A: Die Räume haben uns nach Frankfurt und Hessen verschlagen. Wir entdeckten sie mehr oder weniger durch Zufall. Die Architektur hat uns sofort überzeugt: der Stilaltbau mit seiner Ornamentik und Originalität, aber auch die räumliche Aufteilung eigneten sich sofort perfekt für unser Vorhaben mit dem Salon. Die Grundfläche ist dreigeteilt. Es gibt zwei private Räume mit Bad, in denen wir wohnen, ein Mittelstück aus Küche, Flur und Empfangszimmer, das gleichzeitig unser Ess- und Arbeitsraum ist, sowie zwei öffentliche Ausstellungsräume. Dadurch titulieren wir nicht nur, sondern leben den Salon-Gedanken.
Q: Was ist das Besondere am Salon Kennedy?
A: Der Name ist eigentlich die Definition. Uns ist es wichtig, einen Salon und keine Galerie zu führen. Es gibt kein Schaufenster, kein isoliertes oder durch Öffnungszeiten organisiertes Besuchen. Man muss klingeln, wird von uns durch die Ausstellung geführt, Gespräche entstehen, die oft weit über die Kunst hinaus gehen – der Diskurs ist uns wichtig. Der Salon agiert an der Schnittstelle zwischen Privat und Öffentlich. Er verkörpert eine gewisse Intimität und gleichzeitige Offenheit. Außerdem vertreten wir keine Künstler wie eine Galerie, sondern arbeiten projektbezogen. Der Salon muss sich selbst tragen, daher werden teilweise auch Arbeiten verkauft.
Q: Wie entstehen eure Ausstellungen?
A: Wir verstehen den Salon als einen Ort, der losgelöst von bestehenden Strukturen Raum für Experimente ermöglicht. Selten geben wir den Künstlern Vorgaben, wie wir uns die Ausstellung vorstellen – sie haben erst einmal eine „carte blanche“. In die Ausarbeitung der Ausstellungen sind wir dann meistens wiederum vollends involviert – das reicht vom kuratorischen Input über strukturelle Ideen bis hin zu technischen Lösungen. Bietet es sich an, wird die Ausstellung im Laufe der Dauer von Abendessen, Lesungen oder weiteren Veranstaltungen begleitet, um verschiedenste Leute zusammen zu bringen.
Q: Was ist Cultural Avenue?
A: Die Cultural Avenue ist eine von uns gegründete Kulturagentur. Wir organisieren zum Beispiel für Kommunen kulturelle Projekte – wie den Skulpturenweg in Wiesen, Interventionen auf dem Museumsuferfest oder auf den Kulturtagen in Aschaffenburg. Wir erarbeiten aber auch kulturelle Strategien für Partner aus der Wirtschaft. So hat die Cultural Avenue etwa für ein Hotelunternehmen in Südtirol eine Konzeption durch eine Ausstellung und Künstlerkooperation realisiert. Für eine französische Techfirma haben wir eine kulturelle Kommunikationsstrategie geplant.
Salon Kennedy
Kennedyallee
100 Frankfurt am Main
Tel. 069/20167577
www.salonkennedy.de
www.culturalavenue.org
Lieblingsorte von Johanna Stemmler und Friedrich Gräfling für …
...Kollegen: Das Städel-Areal: die Schule, das Museum, aber auch Führungen durch das Archiv, Lager. Außerdem andere Ausstellungshäuser wie Schirn, MMK und Portikus.
...Freunde: Die Kleinmarkthallen in Frankfurt, das Bahnhofsviertel, Badias im Schirn Café und der Wilhelmsplatz in Offenbach.
...Geschäftspartner: Diverse Kunstsammlungen wie das Lufthansa Aviation Center – sofern man sich Zugang erhaschen kann. Außerdem das Café im Museum Angewandte Kunst.
...Touristen: Das Rhein-Main-Gebiet mit den angrenzenden Mittelgebirgen. Jeden erstmaligen Besuch muss man überzeugen, dass Frankfurt nicht nur Banking, Drogen und Rotlicht ist.