Tore und Dimensionen öffnen: Abtauchen in Digitale Welten
Jugendbildungsarbeit ist aktuell nur eingeschränkt möglich und muss größtenteils digital stattfinden. Der Verein NODE zur Förderung Digitaler Kultur aus Frankfurt, setzte schon lange vor der Krise auf digitale Jugendbildung mit dem Projekt Digitale Welten.
© Erie Ehrenberg
Im Oktober wird die nächste Ausgabe des Festivals NODE Forum for Digital Arts stattfinden. Das Frankfurter Festival verbindet die Themen Technik und Kreativität. Es geht dabei aber nicht nur um Programmieren und Gestaltung, sondern auch um eine politische Komponente, so die Geschäftsführerin von NODE, Jeanne Charlotte Vogt. In diesem Rahmen wird auch ein besonderes Projekt, das coronabedingt pausieren musste, fortgeführt. Das Jugendprogramm des Festivals heißt Digitale Welten und soll Jugendlichen durch Workshops ganz konkret Hilfestellung bieten. Sie sollen sich selbst ausprobieren können, sich vernetzen und selbst stärken. Digitale Welten wird von einem Team, bestehend aus Studierenden, Pädagogen, Freelancern und Agenturen gestemmt. Besonders wichtig ist es dem Team, dass Wissen geteilt und weitergegeben werden kann. Sie wollen Jugendliche empowern und ihnen helfen, kompetente Nutzer der digitalen Welt zu werden und sie zu entwickeln. Für Vogt ist es zentral, dass man sich mit dem Werkzeug für die digitale Welt zumindest „ein bisschen auskennt“. Unser Zusammenleben werde zunehmend digitalisiert, weswegen es Vogt und dem Team von NODE wichtig ist, dass möglichst viele Menschen Teilhabemöglichkeiten bekommen. Das werde gerade zur aktuellen Zeit deutlich, wenn durch Kontaktbeschränkungen Bildungsungerechtigkeit verstärkt wird oder auch demokratische Teilhabe schwieriger wird. „Daher ist es sehr wichtig, dass wir kompetente Nutzer der digitalen Welt werden oder schon sind”, so Vogt.
© Erie Ehrenberg, Digitale Welten 2019.
Für Jugendliche, die bereits bei Digitale Welten aktiv sind oder an der Veranstaltung Jugend hackt regelmäßig teilnehmen, ist die aktuelle Zeit zum Abenteuerspielplatz geworden. Kurzerhand haben sie sich selbstständig eine eigene kleine Online-Veranstaltung organisiert. Für Vogt ist das eine tolle Bestätigung der Jugendarbeit, denn sie kommt an, macht Spaß und wirkt. Außerdem zeige dies, dass die Jugendlichen weit mehr lernen als zu programmieren. Sie arbeiten in Gruppen zusammen, bringen sich Peer-to-Peer neue Fähigkeiten bei und lernen mitzudenken. Das sei besonders wichtig, so Jeanne Charlotte Vogt, wenn man bedenke, dass es beim Programmieren immer auch um eine politische Komponente gehe, da eine gewisse Verantwortung immer einem bewusst sein müsse. Dabei gehe es auch um Teilhabe und Entwicklung, so Jeanne Charlotte Vogt: „Wir laden dazu ein, auszuprobieren was verändert werden kann“.
© Laura Nickel, Digitale Welten 2019.
Das Konzept für das diesjährige Festival wird momentan noch an die Situation angepasst. Das Festivalteam wird versuchen, das Festival in diesem Jahr kleiner, oder zumindest kürzer zu gestalten und einige Teile des Festivals digital anzubieten. Die Option, das ganze Festival zu strecken, sei aber auch eine Gelegenheit den Wissenstransfer nachhaltiger zu gestalten, auch wenn dadurch der Festivalcharakter leiden wird. Das Thema Nachhaltigkeit prägt auch inhaltlich ab Herbst die Veranstaltungen. Bei der Überlegung, was Nachhaltigkeit bedeutet, wurde schnell klar, dass es verschiedene Aspekte gibt, die das Thema ausmachen. Zum einen sei es natürlich das Ökologische. Aktuell werde ja viel darüber gesprochen, dass die Natur durch die Krise Erholung bekomme. Wie viel das aber ist, sei nicht klar, denn es werde momentan unabsehbar viel E-Waste, also Elektroschrott, produziert, so die Geschäftsführerin. Diesbezüglich seien die Auswirkungen von Streaming und Homeoffice noch nicht absehbar. Außerdem gebe es im Themenkomplex Nachhaltigkeit jede Menge Know-How zu vermitteln, angefangen bei der Frage, wie man sein Handy selbst reparieren könne bis hin zu nachhaltigem Webdesign. Zum anderen bedeutet Nachhaltigkeit für das Programm von Digitale Welten auch unbedingt, langfristig einen guten Support zu bieten. Deswegen werden voraussichtlich im Rahmen des NODE Forums im Oktober einige Veranstaltungen starten, die sich dann bis ins kommende Jahr durchziehen. Umso mehr Gelegenheit für Jugendliche der Realität kurz zu entfliehen und sich auf verrücktes und spekulatives Arbeiten einzulassen. Das große Team bestehend aus Studierenden, freien Mitarbeitern, Agenturen und vielen weiteren Personen schaltet sich momentan regelmäßig zusammen, um ein spannendes Programm für die nächsten Monate zu erarbeiten. Zum Ende unseres Gespräches kann Jeanne Charlotte Vogt aber beruhigen: Nicht jeder muss programmieren können. Aber es hilft.