Von der Schnapsidee zur Brauerei

Von der Schnapsidee zur Brauerei

Jeder kennt diese Abende: Mit guten Freunden sitzt man trunkselig um einen Tisch und redet über diese eine geniale Geschäftsidee, die man eines Tages haben und sie gemeinsam verwirklichen wird, um damit steinreich zu werden. Auch Erik Schäfer und Johannes Alt saßen mal so beisammen und hatten, wie Erik sagt, „so eine typische WG-Schnapsidee“. Bloß haben die beiden nicht nur geredet, sondern später auch angepackt. Heute betreiben sie die „Braumanufaktur Steckenpferd“ und brauen das einzige regionale Bier in Kassel. 

Text: Sarah Kempf
Foto: Steckenpferd

Wer mit Erik Schäfer sprechen möchte, erreicht ihn telefonisch in einer ehemaligen Metzgerei im Kasseler Quartier Pferdemarkt. In einem Hinterzimmer, in dem früher Wurst in Därme gepresst wurde, braut Erik mit seinem Geschäftspartner Johannes Alt Bier. Das Bier reichen die beiden später im Schankraum über die Theke. Drei Sorten bieten sie an: Ein Pale Ale und das Kellerbier „Kellerkind“ gehören fest zum Sortiment, außerdem gibt e noch eine regelmäßig wechselnde Sorte. 

Eine Ausbildung zum Brauer haben die beiden nicht gemacht. Erik hat ein Studium der Bildenden Kunst absolviert und macht gerade noch einen Master in Visueller Kommunikation. Johannes ist angehender Ingenieur und macht seinen Master in Regenerative Energien und Energieeffizienz. Als die beiden vor rund vier Jahren auf die Idee mit dem Bier kamen, recherchierten sie, wie man eine Brauanlage baut. Ihre selbstgebaute Anlage für 150 Liter nutzen bis heute, und sie brauen auch immer noch selbst. Mittlerweile läuft das 2016 gegründete „Steckenpferd“ so gut, dass die beiden Studierenden davon leben können. 

Bloß Bier zu brauen war ihnen aber nicht genug. Wenn ihre Bar am späten Nachmittag öffnet, servieren sie dort saisonale selbstgemachte Liköre wie einen Fichtennadelgeist. Auch kleine selbstgekochte Gerichte bieten sie an, die typisch für die Region sind – zum Beispiel Fleischbällchen mit Ahler Worscht oder Grüne Soße. In Zukunft wollen sie aber nicht mehr alles alleine machen, sondern einen Koch und einen Brauer einstellen. 

Dann haben die beiden mehr Zeit, um sich anderen Aufgaben zu widmen. Und davon gibt es genug, weil sie sich auf die Fahnen geschrieben haben, Kunst und Kultur ins Quartier zu bringen. Ihre Bar soll eine Plattform für junge Künstler sein. In einem dritten Raum der ehemaligen Metzgerei gibt es in Kooperation mit wechselnden Künstlern Ausstellungen, Lesungen, Workshops und Pop-Up Shops. Die beiden „Steckenpferd“-Betreiber stammen ursprünglich aus dem Odenwald und Franken, sind aber in Kassel geblieben, weil sie die Stadt mögen. „Wir versuchen, hier ein bisschen was zu bewegen und die Subkultur zu fördern“, sagt Erik. Im Sommer organisieren die beiden neben dem Studium das Festival „Unten am Fluss“ mit. Dafür gelte dasselbe wie auch für ihre anderen Projekte, sagt er: „Wir versuchen, es jedes Jahr ein bisschen besser zu machen.“ 

braumanufaktur-steckenpferd.de