Es gibt hier alles, was man sich als Startup wünschen kann
Eine zentrale Anlaufstelle für Startups im Rhein-Main-Gebiet wollten sie schaffen, also gründeten Daniel Putsche, Carolin Wagner und Paul Herwarth von Bittenfeld die Online-Plattform STATION. Der Name ist ein Kunstwort, das die Begriffe Startup und Innovation miteinander verbindet. Die gestern gelaunchte Plattform soll Startups stärker miteinander vernetzen und sie mit Konzernen, mittelständischen Unternehmen und Investoren zusammenbringen. Wir haben mit Paul Herwarth von Bittenfeld gesprochen.
Interview: Sarah Kempf
Foto: Station
Paul, wie habt Daniel, Carolin und du zueinander gefunden?
Ich habe auf meinem Newsportal Rhein Main Startups seit 2011 über die Startup-Szene in der Metropolregion Frankfurt und Umgebung berichtet. Daniel und Carolin haben 2017 die Startup SAFARI gegründet, ein Event für Gründer und Innovatoren in der Region. Vor einem Jahr haben wir uns getroffen und beschlossen, unsere Kompetenzen zu bündeln: Mit STATION wollen wir Plattform und Events miteinander vereinen. Wir wollen damit auch Leute aus Corporates, also etablierten Unternehmen, ansprechen. Die, die von Startups lernen wollen, wollen wir stärker in die Szene einbinden.
Was ist das Geschäftsmodell von STATION?
Eine Säule ist die Unterstützung von Corporates, also etablierten Unternehmen. Das Sponsoring unserer Partner wie PricewaterhouseCoopers ermöglicht uns, über Start-Ups zu berichten. Die zweite Säule sind Jobposting-Angebote für Startups und Corporates: Bei uns kann man Employer-Brandings buchen und sich als Arbeitgeber positionieren.
Und davon könnt ihr leben?
Ab Februar 2019 unterstützt uns ein Redaktionsleiter in Vollzeit. Nächstes Jahr wollen wir ein komplettes Team zusammenstellen. Wir drei Gründungsgesellschafter betreiben STATION nebenbei: Daniel Putsche ist Gründer und Geschäftsführer von Candylabs, das neue digitale Geschäftsmodelle für Konzern und Mittelstand identifiziert, validiert und implementiert. Carolin Wagner ist freiberufliche Event Managerin, und ich bin Gesellschafter von Seibert Media, einem Wiesbadener Software-Unternehmen.
Wie würdest du die Startup-Szene im Rhein-Main-Gebiet beschreiben?
2010 war die Szene gefühlt nicht existent. 2018 ist es hingegen schwer, aufgrund der Masse an Angeboten schnell einen Überblick zu kriegen. Es gibt jeden Tag mehrere Events, es ist sehr trubelig. Parallel zu unserem Launch-Event beispielsweise gab es noch fünf andere Veranstaltungen. Die Szene ist sehr dynamisch, aber gleichzeitig ist das Ökosystem hier sehr familiär. Man hat kurze Wege, und in der Region gibt es 17 Hochschulen, die sich dem Thema Startup widmen.
Gibt es Branchen, die hervorstechen?
In den nächsten Jahren wird FinTech, also Finanz-Startups, dominieren, ganz klar. Aber Startups haben auch in Branchen wie Logistik und Pharmazie Chancen, die Corporates mitzuziehen. Rund um Frankfurt gibt es sehr schöne Cluster: In Darmstadt zum Beispiel findet man viel CyberSecurity, rund um das Europäische Raumflugkontrollzentrum viel zu Luft- und Raumfahrttechnik.
Wodurch zeichnen sich die einzelnen Städte in der Region aus?
Darmstadt muss man hervorheben, weil die Technische Universität die breiteste Startup-Förderung in der Region bietet. Frankfurt ist das pulsierende Herzstück der Region, das mit Anlaufstellen wie etwa TechQuartier, WeWork und Mindspace aufwartet. In Wiesbaden gibt es den heimathafen Accelerator, ein tolles Förderprogramm für Social Startups, das unter anderem Mentoring und Coworking bietet. In Mainz ist gerade das Gutenberg Digital Hub sehr spannend. Da ist es gelungen, Startups mit Corporates zusammenzubringen, sodass sie sich gegenseitig befruchten können.
Auch 2018 singen noch viele das Loblied auf Berlin. Ist es da eine gute Idee, als Startup-Gründer im Rhein-Main-Gebiet anzufangen?
Im Ökosystem der Region findet man ein supportendes Netzwerk. Wenn man hier zwei, drei Leute kennt, wird man von A nach B nach C weiterempfohlen. Die Infrastruktur ist hervorragend. Und weil es eine wirtschaftsstarke Region ist, gibt es viele potenzielle Kunden. Kurz: Es gibt hier alles, was man sich als Startup-Gründer wünschen kann.