Aufgekreuzt in Osthessen: Wie Fulda rockt!
Das Kulturzentrum Kreuz ist bei allen Fuldaern, den meisten Osthessen und auch über die hessischen Grenzen hinaus bekannt. Doch so richtig einig darüber, was das Kreuz eigentlich ist, wird man sich nicht. Alternatives Zentrum und alter Rockschuppen, in dem es ab und zu Partys und Konzerte gibt. Das verbinden viele mit dem Namen Kreuz. Ganz unrecht haben sie nicht, denn viele Jahre war das Kreuz eben genau das. In den 40 Jahren seiner Existenz hat sich allerdings sehr viel getan und mittlerweile ist das Kulturzentrum in erster Linie einer der größten kulturellen Veranstalter Hessens.
Michael Schwarz, zweiter Vorsitzender des Kreuz, räumt mit einigen Vorurteilen auf und zeigt, dass ohne das Kreuz die Kulturlandschaft in der Region eine andere wäre.
Text: Janine Hertel
Foto: Kulturzentrum Kreuz e.V.
Angefangen hat alles mit ein paar Studierenden der damals noch ganz jungen Hochschule in Fulda, erzählt Michael. 1977 öffneten sie die Kneipe Kreuz im Stadtteil Horas, angeblich um mit dem erwirtschafteten Geld ein Kinderheim zu gründen. “Ob das wirklich stimmt, oder ob es eine Legende ist, kann ich nicht sagen”, berichtet Michael schmunzelnd. Ab 1981 kam zu der Kneipe noch der Kreuzsaal dazu, in dem bis heute regelmäßig Partys, Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Zu dem Zeitpunkt war das Kreuz einer der wenigen alternativen Räume für die Fuldaer Jugend.
Neben dem Verein Kreuz, wurde noch eine GmbH gegründet, der sich immer mehr Gastronomiebetriebe in ganz Fulda anschlossen. Doch das gehört der Vergangenheit an. Die GmbH wurde aufgeben und fast alle Betriebe und Räumlichkeiten abgegeben. Was blieb war der Verein, die Räumlichkeit in Horas und der Kulturkeller in der Fuldaer Innenstadt.
Auch die Partys, für die das Kreuz vor allem bei jungen Leuten bekannt ist, organisieren hauptsächlich Externe. Stattdessen konzentriert sich das Kulturzentrum – das zum LAKS, dem Dachverband zahlreicher soziokultureller Vereine Hessens, gehört – darauf, so viel Kultur wie möglich in die Region und vor allem auch auf das Land zu bringen. “Kultur fördern und fordern” ist das Motto. Nicht ganz so einfach in Osthessen. Michael erzählt, dass Fulda etwas hinterherhinkt, was Zuschauerzahlen angeht. Auch die Jugend habe sich verändert. Statt auszugehen, bleiben die jungen Leute oft lieber zu Hause und chillen bei Netflix und Bier.
Trotzdem will das Kreuz auch weiterhin immer neue Veranstaltungen starten und unbekannte, alternative Künstler unterstützen. Denn trotz aller Veränderungen bleibt das Kreuz alternativ. Ganz so rebellisch wie in früheren Jahren geht es allerdings nicht mehr zu. “Die Beziehung zur Stadt ist heute zum Beispiel sehr gut. Das war nicht immer so”, erklärt Michael. Auch mit der Hochschule wird viel zusammengearbeitet und durch diese starken Netzwerke, die das Kreuz in den letzten Jahren aufgebaut hat, kann es mittlerweile ein facettenreiches Programm vorweisen, das in Hessen so schnell keinen adäquaten Vergleich findet. Neben Konzerten veranstaltet das Kreuz Lesungen, Comedy- und Kabarettabende, Poetry und Science Slams, das sogenannte Winterzeitkino und bringt dabei bekannte Namen aus ganz Deutschland nach Fulda (Programm). Auch das Burg Herzberg Festival, das wir auf diesem Blog schon porträtierten und zu dem jährlich mehr als 12.000 Musikfans anreisen, wird vom Kreuz aus organisiert.
Bei so einer Liste kommt einem die Assoziation “alter Rockschuppen” gar nicht mehr in den Sinn und auch Michael wünscht sich, dass den Fuldaern ein bisschen bewusster ist, wofür das Kreuz stand, steht und was es immer wieder leistet. Wir wissen es jetzt allemal: Schönste alternative Unterhaltungsformen – made in (Ost-)Hessen!