Kopfüber in die Modewelt

Kopfüber in die Modewelt

Ende 2019 hat Marie Duschek einen schweren Sturz, der in einem Bänderriss endet. Wenige Wochen später führt sie ihren eigenen erfolgreichen Onlineshop und macht ihre Leidenschaft zum Job. Ihr Label “dieHaarbanduschi” ist eine hessische Erfolgsgeschichte. Wir sprechen mit “Uschi” über ihre Heimat Fulda, über partysichere Frisuren und über Unisex-Haarbänder.

Ich bin immer sehr ungeduldig, also habe ich gleich eine Instagram-Seite eingerichtet. Kurz darauf rollten schon die ersten Bestellungen ein.

Du hast dich Selbstständig gemacht und feierst jetzt als “dieHaarbanduschi” reihenweise Erfolge. Wie kam es dazu?

Marie: Ich war vorher schon selbstständig als Pflege- und Kosmetikberaterin. Da war ich gegen Ende aber wirklich nicht mehr glücklich mit. Es waren nicht meine Produkte, das Projekt war nicht mein Baby, ich konnte mich nicht vollständig damit identifizieren. Dann bin ich die Treppe heruntergestürzt und habe mir einen Bänderriss zugezogen. Ich konnte deswegen nicht arbeiten und hatte seit langem wieder Zeit für mich. Diese Zeit hab ich dann produktiv genutzt – und hab mich an meine Nähmaschine gesetzt. Die Nähmaschine stand wirklich Jahre lang in der Ecke. Neben Arbeit und unserem Kind konnte ich wirklich nicht die Zeit dazu finden.

Bei Deiner Geschichte merkt man sofort: Du bist eine Macherin. Fast jeder von uns hat es: Ein Hobby, das irgendwo in einer Ecke verstaubt, und uns manchmal mit einem schlechten Gewissen plagt. Du hast nicht nur ein Hobby wiederbelebt, sondern es in ein Business transformiert. Wie hast Du das geschafft?

Marie: Ich hatte öfter mal Haarbänder bestellt und war immer unzufrieden. Entweder rutschten sie oder sie haben gezwickt. Also hab ich die Sache selbst in die Hand genommen und für meine Tochter einige Haarbänder gemacht. Als ein paar Freundinnen bei mir zu Besuch waren, sind ihnen die Haarbänder gleich aufgefallen, und dann hieß es gleich: “Oh, machst Du mir auch ein Haarband?” Ich habe gemerkt, dass die Haarbänder super ankommen, also habe ich auf meinem privaten Instagram-Profil eine Umfrage gestartet: besteht Interesse an Haarbändern? Ich bin bei sowas immer sehr ungeduldig, also habe ich gleich am nächsten Tag eine Instagram-Seite eingerichtet. Kurz darauf rollten schon die ersten Bestellungen ein.

 

Bildrechte © Marie Duschek. Neben Haarreifen, wie man hier in den Foto sieht, gibt es bei der “Haarbanduschi” auch Scrunchies, Brauthaarreifen, Stirnbänder u.v.m.

 

Gibt es bei Dir auch Haarbänder für stylische Haarbandullis? Oder gleich unisex Haarbänder?

Marie: Wir hatten das in der Tat mal intensiv diskutiert. Ich war wirklich hin- und hergissen. Am Ende sind wir jedoch zu dem Schluss gekommen, dass das Interesse einfach zu gering ist. Dafür gibt es aber seit neuestem unisex Beanies auf meinem neuen Label “Lem&Bach”!

Auf Eurer Website steht, “unsere haarbänder halten auch der wildesten Party stand”. Schonmal getestet?

Marie: Definitiv, das haben wir zu Genüge getestet! Wobei, Party ist ja in letzter Zeit eher schwierig. Dafür gibt es einen ähnlichen Belastungstest: Stundenlang mit Kindern herumtollen. Wenn die Haarbänder das aushalten, dann heißt das schon viel.

Ich konnte nicht arbeiten und hatte seit langem wieder Zeit für mich. Diese Zeit hab ich dann produktiv genutzt – und hab mich an meine Nähmaschine gesetzt.

Woher kam denn die Idee für den Namen “dieHaarbanduschi”?

Marie: Der Name ist direkt an diesem Abend entstanden. Ich wollte unbedingt einen deutschen Namen, der sich gut einprägt. Mein Mann hatte dann die Idee mit der “Haarbanduschi”, und ich hab direkt gesagt: “Ja, das wird’s!” Nur eine Woche später hatte ich dann schon den Online-Shop unter diesem Namen eingerichtet. Noch im gleichen Monat war ich im ersten Laden vertreten – im Rhönblut hier in Fulda. Das war besonders schön für mich, regionale Partner zu finden.

 

Bildrechte © Marie Duschek. “dieHaarbanduschi” steht für Regionalität, soziales Bewusstsein und Handarbeit.

 

Was macht deine Haarreifen besonders?

Marie: Alle meine Haarbänder sind aus Prinzip made in Fulda, und handgemacht. Irgendwann gab es so viele Bestellungen, dass ich gar nicht mehr hinterhergekommen bin. Wir haben im Oktober letzten Jahres unseren zweiten Sohn bekommen, gleichzeitig stand die Adventszeit an. An manchen Tagen habe ich mich um 6 Uhr morgens an die Nähmaschine gesetzt und war kurz vor Mitternacht erst fertig. An diesem Punkt habe ich gemerkt, dass es schlicht zu viel Arbeit für eine Person ist. Zuerst habe ich noch meiner Mutter involviert. Im nächsten Jahr hatte ich dann das große Glück, dass die Caritas auf mich zugekommen ist, denn ich war wirklich an meinem Limit. So kam zum regionalen Aspekt auch noch ein sozialer Aspekt hinzu, denn das was ich für die Haarbänder bezahle geht eins zu eins wieder zurück an die Arbeitenden.

Wie genau gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Caritas?

Marie: Von zu Hause aus manage ich die Bestellungen, suche die verschiedenen Stoffe aus und entwickle immer neue Ideen. Ich besuche die Einrichtung regelmäßig und stelle meine neuen Designs vor, erkläre, wie sie umzusetzen sind, und lass die Stoffe anliefern. Die Mitarbeitenden in der Caritas schneiden und nähen, verpacken, und versenden die Produkte. Dort arbeiten vorwiegend Menschen mit psychischen Erkrankungen, die unter anderen Umständen eventuell Probleme hätten, eine Festanstellung zu finden. Es ist wichtig, eine Aufgabe zu haben, die man selbst als sinnvoll erachtet und die Spaß macht. Das hilft dabei, den Tag zu strukturieren und sich in der Gesellschaft einzugliedern – und genau diese Möglichkeit bietet die Caritas. 

 

Bildrechte © Marie Duschek. Mit ihrem neuen Label “Lem&Bach” verkauft Marie Duschek nun auch Taschen, Beanies und vieles mehr.

 

Was hat es mit Lem&Bach auf sich?

Marie: Lem&Bach ist mein neues Label. Es leitet sich ab von meinem Mädchennamen: Lembach. Die “Haarbanduschi” ist ganz spezialisiert auf Kopfschmuck, hier habe ich viel mehr kreative Freiheit. Momentan fokussieren wir uns auf Handtaschen, aber Beanies sind auch im Angebot. Die Produktpalette wird ständig erweitert.

Was hat die Zukunft für die Uschi parat?

Marie: Ich möchte gerne weiter wachsen. Wir haben inzwischen regionale Partnerschaften mit einigen Läden in Hessen und auf Wochenmärkten, das würde ich gerne noch verstärken. Wir werden definitiv auch die Zusammenarbeit mit caritativen Vereinen ausbauen. Wenn die Nachfrage größer wird, darf gerne auch noch eine Partnerschaft entstehen. Irgendwann fände ich es schön, wenn “Die Haarbanduschi” mal zu einem Haushaltsnamen wird – so, dass sich jeder gleich etwas darunter vorstellen kann.

Was ist Fulda für Dich? Was macht Fulda als Standort in Osthessen besonders?

Marie: Einfach alles. Ich liebe Fulda! Ich würde auch für kein Geld der Welt hier weg wollen. Fulda hat die perfekte Größe für mich. Es ist zwar immer was los, aber es ist nie überflutet. Wie im Dorf trifft man immer jemanden, den man kennt, wenn man vor die Tür geht. Wir haben eine schöne historische Altstadt, verwinkelte Gassen, einzigartige Läden…

Was sind denn Deine Lieblingsorte in Fulda?

Für Familie: Der Frauenberg ist ein absoluter Geheimtipp für Spaziergänge, gerade während Corona war das perfekt.

Mit Kollegen: Das “Rädchen”, so nennen wir das Restaurant “das goldene Rad”, ist ein guter Spot für ein gemeinsames Essen. Fulda hat aber auch einige schnuckelige Cafés zu bieten. Besonders gerne mag ich das Café Auszeit.

Mit Freunden: Die Fuldaauen sind besonders schön, wenn es einen in die Natur zieht. Oft treffe ich mich aber auch mit Freunden um gemeinsam durch die Innenstadt zu bummeln. 

Vielen Dank für das Gespräch!