Time for a SHIFT – Reload

SHIFT zeigt, wie Tech und Sinn zusammenpassen! Das Unternehmen wurde 2014 von den Brüdern Carsten und Samuel Waldeck zusammen mit ihrem Vater Rolf als Familienunternehmen im nordhessischen Falkenberg gegründet. 2019 haben wir uns das aufstrebende Start-Up bereits genauer angesehen. Nun haben wir uns erneut mit Samuel getroffen, um herauszufinden, warum das Unternehmen nach wie vor nicht auf Gewinnmaximierung setzt, wie Crowdfunding ihre erste Idee zum Fliegen brachte und wie er es mit seinem Team geschafft hat, ein preisgekröntes Smartphone zu entwickeln. Nachhaltig, innovativ – und überraschend persönlich.
Text: Lucas Muth
Fotos: SHIFT
Datum: 14.02.2025
Samuel Waldeck ist ein Designer aus Hessen. Gemeinsam mit seinem Bruder gründete er 2014 die SHIFT GmbH, die sie nach wie vor zusammen leiten. Mit der m-Serie der SHIFTPHONES stellte das Startup 2016 das nachhaltige und modularste Smartphone der Welt vor. Das Hauptziel der SHIFT GmbH, die investorenfrei als 100% Social Business agiert, ist es, Sinn und Werte zu maximieren - nicht Gewinn. Sie wollen so viel Gutes tun wie möglich und dabei so wenig Schaden anrichten wie möglich.
Samuel erhielt sein Diplom für audiovisuelle Medien an der Kunsthochschule für Medien in Köln im Jahr 2006. Anschließen war er als Gestalter für die Hilforganisation ora international e. V. und später für die Dr. Schumacher GmbH tätig.
Samuel liebt Musik, Mountainbiking, Gestaltung, Fotografie und Filmproduktion, Reisen und Begegnung mit Menschen.
Samuel Waldeck hat SHIFT 2014 gemeinsam mit seinem Bruder Carsten und seinem Vater Rolf gegründet.
Ihr sprecht oft von Sinnmaximierung statt Gewinnmaximierung. Wie kam es dazu und was war euer Ziel bei der Gründung von SHIFT?
Samuel: Die Idee für SHIFT entstand lange vor unserer Gründung 2014. Wir wollten in Nordhessen, das oft als wirtschaftliches Sorgenkind Hessens bezeichnet wurde, positive Veränderungen anstoßen. Unser Ansatz war, ein Unternehmen zu schaffen, das Gewinne erwirtschaftet, um soziale und nachhaltige Projekte zu finanzieren. Statt Fundraising wollten wir einen Teil unserer Gewinne direkt Projekten zugutekommen lassen, die hier vor Ort gebraucht werden. Diese Philosophie hat sich bis heute gehalten.
Welche Rolle spielt eure regionale Verankerung in Nordhessen?
Samuel: Nordhessen ist unsere Heimat, und wir sehen hier enormes Potenzial. Mit SHIFT wollen wir nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sein, sondern auch den ländlichen Raum stärken. Wir schaffen attraktive Arbeitsplätze in einer Region, die oft übersehen wird. Viele unserer Mitarbeitenden sind bewusst hierhergezogen, weil sie das Leben auf dem Land mit allen seinen Vorzügen schätzen – sichere Schulwege für die Kinder, günstigen Lebenshaltungskosten und viel Raum zur Entfaltung. Außerdem engagieren wir uns lokal, zum Beispiel durch unseren Dorfladen in Falkenberg, den Gänsemarkt, oder kulturelle Angebote, die das Dorfleben bereichern.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung eurer Ideen?
Samuel: Anfangs war SHIFT eher ein Hobbyprojekt, das wir als Familie betrieben haben – erst als eingetragener Verein SHIFT e.V. und dann auch als kleine Firma, die aber kaum Gewinne erwirtschaftet hat und die wir eher zum Spaß betrieben haben. Wir haben Produkte wie Mikrofasertücher für Laptops entwickelt, die es dann aber sogar bis in den Apple Store geschafft haben. Der Durchbruch kam dann mit einem Kamerakran, den wir via Crowdfunding finanzierten. Dieses Prinzip hat uns begeistert, weil wir direkt mit den potenziellen Kunden arbeiten konnten, ohne Banken oder Investoren. Daraus entstand die Idee für ein nachhaltiges, reparierbares Tablet und später unser erstes SHIFTphone.
Wie entscheidet ihr, welche Produkte ihr entwickelt?
Samuel: Die Leidenschaft treibt uns hier maßgeblich an. Deshalb haben wir besonders im Audiobereich viele Ideen umgesetzt. Wichtig ist uns auch die Begeisterung im Team und das Feedback unserer Community. Das Crowdfunding hilft uns daher nach wie vor, den Bedarf vorab zu prüfen. Wenn das Interesse fehlt, setzen wir Projekte nicht um – es sei denn, wir sehen ein großes Potenzial und eine gewisse Innovationskraft.
Ihr produziert in China. Wie stellt ihr faire Arbeitsbedingungen sicher?
Samuel: Wir haben eine eigene Fertigung in China aufgebaut und sind regelmäßig vor Ort. Der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitenden ist uns wichtig, um faire Bedingungen zu gewährleisten. Ich glaube, ein großes Problem in unserer heutigen Wirtschaftswelt ist, dass viele Unternehmen nur noch das Produkt bzw. die Dienstleistung sehen und nicht mehr die Menschen dahinter. Dabei schätzt man die Produkte viel mehr, wenn man die Quelle kennt. So versuchen wir auch unsere Lieferkette zu gestalten – mit Nähe und Transparenz.
Wie transparent ist eure Lieferkette?
Samuel: Wir nennen es "Umarmung der Lieferkette". Einerseits sorgen wir für Transparenz bis zur dritten und vierten Stufe, andererseits arbeiten wir mit Partnern wie "Closing the Loop" zusammen, die Elektroschrott recyceln und so das, was wir an Rohstoffen verbrauchen, an anderer Stelle wieder in den Kreislauf einspeisen. Auch erschöpfte Minen renaturieren wir gemeinsam mit Partnern, um langfristige Umweltschäden zu vermeiden und den Menschen vor Ort, die die Minen bewirtschaftet haben, eine neue Perspektive zu geben.
Ihr kommt aus der Kreativwirtschaft. Fühlt ihr euch noch dieser Branche zugehörig?
Samuel: Absolut. Wir verstehen Gestaltung weit – nicht nur von Produkten, sondern auch von Gesellschaft und Unternehmen. Diese kreative Herangehensweise hilft uns, neue Lösungen zu entwickeln und SHIFT kontinuierlich weiterzudenken. Auch politisch bin ich aktiv und sehe in der Demokratie eine wichtige Form der Gestaltung – gerade auch hier auf dem Land.
Habt ihr Schwierigkeiten, Fachkräfte für euer Team zu finden?
Samuel: Bisher nicht. Wir mussten nie eine Stellenanzeige schalten, die Leute finden zu uns, weil sie Teil von etwas Sinnvollem sein wollen. Unsere Mitarbeitenden schätzen die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewirken, auch wenn wir natürlich nicht mit den Gehältern großer Unternehmen konkurrieren können. Besonders spannend ist, dass wir durch unsere Arbeit die Region attraktiver machen. Falkenberg hat heute keinen Leerstand mehr, viele junge Familien ziehen hierher. Das zeigt, dass Unternehmen wie unseres den ländlichen Raum nachhaltig bereichern können.
Was sind eure nächsten Ziele?
Samuel: Unser aktuelles Projekt ist das SHIFTphone 8, das massenmarkttauglich ist und hohe Nachhaltigkeitsstandards erfüllt. Langfristig wollen wir mit dem Konzept des "Universal Computing" den Gerätemarkt revolutionieren: Ein zentrales Gerät, das verschiedene Endgeräte steuert und so den Ressourcenverbrauch minimiert – denn bis zu 95% des ökologischen Fußabdrucks eines technischen Endgeräts macht die Platine aus. Damit wollen wir nicht nur die Tech-Welt, sondern auch die Umwelt positiv beeinflussen.
Alle Infos zu SHIFT gibt’s hier: Zur Homepage
